Lokalmatadore – das Salz in der Suppe
Mehr Deutsche als jemals zuvor
Natürlich stehen auch beim diesjährigen LIQUI MOLY MXGP Germany in Teutschenthal die Besten der (Welt-)Besten im Mittelpunkt. Das Salz in der Suppe werden aber wieder die Lokalmatadore sein. Als Faustregel gilt dabei: je mehr und je weiter vorn platziert, desto höher steigt das Stimmungsbarometer.
Eineinhalb Wochen vor dem diesjährigen Motocross-Highlight in Deutschland veröffentlichte der Motorrad-Weltverband FIM erste Starterlisten für die WM-Klassen MXGP und MX2. Diese sind allerdings noch mit Vorsicht zu genießen, denn es stehen noch ein paar Verletzungs-Updates sowie Nachnominierungen aus. Zudem muss auch erst noch der unmittelbar vor Teutschenthal stattfindende Lauf am bevorstehenden Wochenende im lettischen Kegums über die Bühne gehen.
Da der WM-Promoter Infront Moto Racing das Regelwerk auch in diesem Jahr an Bedingungen des Marktes angepasst hat, werden wir beim Motocross-WM-Lauf am 10. und 11. Juni im Teutschenthaler Talkessel eine ganze Reihe deutsche Fahrer erleben, die sich die Chance nicht entgehen lassen wollen, bei ihrem Heim-GP WM-Luft zu schnuppern. Aber in diesem Jahr gibt es auch deutlich mehr Deutsche, die wenngleich nicht alle, jedoch einen Großteil der WM-Läufe bestreiten.
Nach sporadischen WM-Einsätzen 2019 ist seit 2020 Tom Koch alljährlich bei einem Großteil der (europäischen) Grand Prix in der MXGP am Start und ist inzwischen unser Aushängeschild in der Top-Klasse. Unlängst kratzte der Thüringer zwei Mal in Folge an den Top-10-Plätzen in der Tageswertung – eine noch offene Baustelle, der er sich idealerweise nun in Teutschenthal annehmen könnte. Mit seinem ersten Tagessieg im ADAC MX Cup am vergangenen Wochenende im dänischen Randers hat er zudem gezeigt, dass er auf gutem Weg ist, die deutsche Nummer 1 insgesamt zu werden.
Sein Teamkollege im Team KTM Kosak Racing ist in diesem Jahr Maximilian Spies, der parallel zur nationalen Top-Serie ADAC MX Masters das gleiche WM-Programm abspult wie Tom Koch. Der 19-Jährige aus Ortrand im Süden Brandenburgs könnte zwar noch ein paar Jahre in der MX2 fahren, doch auf Grund seiner Körpergröße entschied er sich zum frühen Wechsel in die Klasse der „big boys“. Sein MXGP-Debüt gab er beim zweiten Lauf 2023 in Sardinien. Bei diesem holte er sich, nach ein paar MX2-WM-Schnupperkursen 2022, auch sogleich seine ersten WM-Punkte in der MXGP.
Beim dritten Saisonrennen 2023 am Oster-Wochenende im schweizerischen Frauenfeld gaben gleich drei weitere deutsche Fahrer ihre WM-Debüts an sich bzw. in der Top-Klasse. Dabei hätten auch sie allesamt noch ein oder mehrere Jahre in der MX2 fahren können, entschieden sich aber ebenfalls für die großen Motorräder bis 450 ccm.
Während der 23-jährige Erfurter Paul Haberland sowie der gleich alte Mark Scheu aus dem baden-württembergischen Grabenstetten im nächsten Jahr auf Grund der Altersbeschränkung für die MX2 hätten aufsteigen müssen, hätte der erst 18-jährige Noah Ludwig aus Aschersleben noch ähnlich viel Zeit wie Maximilian Spies gehabt. Nach kleinen aber nicht unnormalen Enttäuschungen werden Noah Ludwig und Paul Haberland nun alles daran setzen, in Teutschenthal ihre ersten WM-Punkte zu ergattern. Mark Scheu ist dies hingegen vor kurzem beim Grand Prix von Frankreich gelungen, wo er im ersten Wertungslauf 16. werden konnte.
Per Wild Card mischen sich zudem der Bad Sulzaer Henry Jacobi, Tom Kochs älterer Bruder Tim, der nicht mit ihnen verwandte Nico Koch aus Braunschweig sowie Stefan Ekerold aus dem saarländischen Weiskirchen in Teutschenthal ins MXGP-Feld.
Als Vertragsfahrer im Team Red Bull GasGas Factory Racing in der „kleinen“ WM-Klasse MX2 ist in dieser Saison Simon Längenfelder der einzige deutsche Permanent-Starter. Leider kann der 19-jährige in Italien bei seinem Team lebende Franke seit Anfang Mai verletzungsbedingt nicht starten und wird dies auch in Teutschenthal nicht können. Vielleicht ist dies aber sogar gut für Autogrammjäger, denn Simon Längenfelder wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Wochenende des Deutschen GP in Teutschenthal anwesend sein und ohne Rennstress mehr Zeit für Fans haben bzw. sich nehmen. Seine Verletzung zog er sich nur wenige Tage nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg 2023 zu und rang unlängst diesem Zeitpunkt zumindest den positiven Aspekt ab, mit dem Wissen seiner Siegfähigkeit mental stark über seine Verletzungspause zu kommen.
In der gleichen Klasse war immerhin schon bei zwei der bisherigen sieben Saisonrennen der junge Rheinländer Jan Krug am Start. Dabei verpasste der 18-Jährige aus Pulheim bei Köln in seiner Debüt-Saison zwar jeweils die Punkteränge, aber dass er zumindest stets in deren Nähe kam, war durchaus erstaunlich. Dies auch, weil er mit seinen bisher nicht allzu berauschenden nationalen Ergebnisse quasi wie Phoenix aus der Asche kam.
Durch den Wild-Card-Piloten Peter König aus Eberswalde, ebenfalls in Brandenburg, erhält Jan Krug in Teutschenthal Unterstützung bzw. erwächst ihm zusätzliche Konkurrenz.
Inzwischen wurde auch der Zeitplan veröffentlicht und dieser besagt, dass man am Samstag früh aufstehen muss, um keinerlei Rennaction zu verpassen. So geht die erste Trainingsgruppe der Europameisterschaftsklasse EMX125 bereits 7:15 Uhr auf die 1.590 Meter lange Strecke. Es folgen die Kinderklasse MXE (mit Elektro-Motorrädern) und die EMX250. Unberührt von den Rahmenserien haben die WM-Klassen ihr festes Programm, sprich freie Trainings ab 10:30 Uhr (MX2) bzw. 11:00 Uhr (MXGP) und Zeittrainings ab 13:45 Uhr bzw. 14:20 Uhr. Daran schließen sich ab 15:05 die ersten Rennen der EMX125 und der EMX250 an. Richtig spannend wird es ab 16:35 Uhr bzw. 17:20 Uhr, wenn die MX2 und die MXGP ihre Quali-Rennen für die Startaufstellungen für die Haupt-Rennen am Sonntag ausfahren. Dabei ist in diesem Jahr neu, dass es zumindest für die ersten zehn der Quali-Rennen ebenfalls WM-Punkte gibt. Auch am Sonntag lässt die MXGP der MX2 im Zweitplan den Vortritt. Den Tag läutet wieder die EMX125 mit ihrem zweiten Rennen ab 9:45 Uhr ein. Danach gehen die MX2 (10:25 Uhr) und die MXGP (10:40 Uhr) jeweils für 15 Minuten zu ihren Warm-ups auf die Strecke. Ihre Rennen tragen sie dann wie gewohnt ab 13:15 Uhr und 16:10 Uhr (MX2) bzw. 14:15 Uhr und 17:10 Uhr (MXGP) aus.